Die Bürgerstiftung Gerricus hatte das Schauspielhaus am 23. und 24. Mai nach Gerresheim eingeladen, um kulturelle Verbindungen zwischen dem Stadtteil und der Gesamtstadt zu stärken, so der Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Gerricus, Michael Brockerhoff. Das Schauspielhaus wiederum geht gerne in die Stadtteile, um dort bekannter zu werden und neues Publikum für das Theater zu gewinnen, wie Regie-Assistent David Schlaegelberger unterstrich.
Die Besucher der beiden ausverkauften Aufführungen im mittelalterlichen Stiftssaal von St. Margareta konnten das Agieren der Schauspieler auf der Bühne, die einem offenen Bungalow mit mehreren Zimmern glich, hautnah erleben und waren begeistert von der klaren, eindringlichen Inszenierung des klassischen Dramas um das Zusammenleben von Religionen, von Nächstenliebe und Toleranz. Die Themen seien unglaublich aktuell, wurde in den Gesprächen nach den beiden Aufführungen zwischen Ensemble und Zuschauern betont. Es sei fast gespenstisch, wie weitblickend Gotthold Ephraim Lessing die Probleme in seinem Drama beschrieben habe, das er vor rund 240 Jahren schuf.
Die Aktualität ist auch ein Leitfaden der Inszenierung, die mit modernen Videoeinspielungen arbeitet. Nathan wird nicht als weiser, würdevoller, über den Lebensläufen schwebender Herr im historischen Ambiente gezeigt, sondern als vitaler Geschäftsmann und Familienvater aus der heutigen Zeit, der mit Problemen der Toleranz und Anerkennung von Menschen aus der Situation heraus fertig werden muss. Möglich ist dies nur durch seine unbeirrbare menschliche Grundhaltung.
Weitere Impressionen der beiden Aufführungsabende von Michael Kenning: