Diese und noch viele andere Fragen beantwortete Remy Reuter, der Leiter des Pflege- und Altenheims Gerricusstift, bei seinem Vortrag „Wenn Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist“ im Stiftsgebäude von St. Margareta. Gleich zu Beginn des Abends machte er auf eine dramatische Situation aufmerksam: „In Düsseldorf fehlen jetzt schon mindestens 500 Pflegeplätze.“ Bis 2025 würden etwa 1.200 zusätzliche Pflegeheimplätze benötigt, falls diese nicht teilweise durch geeignete ambulante und teilstationäre Angebote kompensiert werden können. Der Mangel an Pflegeplätzen führt laut Remy Reuter dazu, dass in Pflegeheimen zum großen Teil nur noch schwer pflegebedürftige Menschen aufgenommen würden.
Dabei nahm Remy Reuter den pflegenden Angehörigen, die zum Auftakt der von Gabriela Jaik, Seniorenreferentin der Kirchengemeinde St. Margareta, in Kooperation mit Bürgerstiftung Gerricus und ASG-Bildungsforum organisierten Vortragsreihe „Entlastung für die Seele“ gekommen waren, auch gleich die Hoffnung, dass in nächster Zeit neue Pflegeheime gebaut würden: „Das ist hier in der Landeshauptstadt schlicht zu teuer.“
Doch der Leiter des Gerricusstifts hielt auch viele positive Aspekte für die Zuhörer bereit: Seit zwei Jahren sei eine teilstationäre Betreuung besser finanzierbar. So könne beispielsweise ein pflegebedürftiger Angehöriger morgens und abends durch einen Pflegedienst zu Hause bei der Körperpflege, bei den Mahlzeiten und beim Zubettgehen unterstützt werden. Ein Tagespflegeplatz und die Hilfe eines Alltagsbegleiters am späten Nachmittag sorge dann für eine weitgehend lückenlose Betreuung. Die Pflegeversicherung verglich der Heimleiter mit einer Teilkaskoversicherung: „Einen vollumfänglichen Schutz gibt es nicht.“
Den Zuhörern riet Remy Reuter, sich frühzeitig nach einem passenden Pflegeheim für den pflegebedürftigen Angehörigen umzusehen, sich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen, Gespräche mit der Heimleitung zu führen und die Anmeldeunterlagen sowie alle Vollmachten vollständig ausgefüllt in der Schublade zu haben. Denn manchmal werde kurzfristig ein Platz frei, der dann schnell nachbesetzt werden könne, so Reuter.
Aus seiner langjährigen Erfahrung als Heimleiter weiß Remy Reuter, dass viele Menschen Angst vor einer Unterbringung in einem Pflegeheim und dem damit verbundenen Autonomieverlust hätten. Dabei gab er jedoch zu bedenken, dass so mancher Betroffene zu Hause kaum noch Ansprache und Sozialkontakte hätte. Für demenziell veränderte Menschen komme noch der ungeheure Kraftaufwand hinzu, den es sie kostet, tagtäglich eine Art Fassade aufrechtzuerhalten. „Viele unserer Bewohner blühen regelrecht auf, wenn sie zu uns kommen“, sagt Remy Reuter. Denn in einem Pflegeheim müssten beispielsweise Menschen mit Demenz nicht mehr händeringend überlegen, ob sie ihre Medikamente genommen haben und ob sie den Postboten vor der Tür kennen sollten. „Dann fällt oft eine Last von ihnen ab und sie können sich ganz auf die Beschäftigungsangebote konzentrieren“, so Reuter.
Ein Punkt war Remy Reuter noch wichtig zu betonen: Stürze passierten auch in einem Pflegeheim. „Denn wir wollen unsere Bewohner ja nicht in Watte packen oder den ganzen Tag im Sessel sitzen lassen“. Der Unterschied sei jedoch, dass in einem Heim schneller Hilfe da sei.
Fotos und Text: Angelika Fröhling
Unterstützung erhalten pflegende Angehörige beim:
Pflegebüro der Stadt Düsseldorf
Telefon 0211 899 899 8
Sprechzeiten: Montag bis Freitag, von 9 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung
Amt für Soziales, Willi-Becker-Allee 8, 40227 Düsseldorf
Seit Ende Januar gibt es eine neue App des Landesgesundheitsministeriums: www.heimfinder.nrw.de . Dabei werden tagesaktuell freie Plätze in Pflegeheimen in NRW angezeigt.