Gesprächsabend zum Thema Priesteramt der Frau machte deutlich: Die theologische Debatte ist für die Entwicklung der katholische Kirche unabdingbar.
Die Priesterweihe für Frauen ist in der Alt-Katholischen Kirche Deutschlands seit etwa 30 Jahren möglich, eine Reihe von Frauen sind Priesterinnen. Aber unumstritten ist diese Möglichkeit nicht, es gibt Spannungen und Diskussionen innerhalb der weltweiten Gliederungen der Alt-Katholischen Kirche und auch zwischen einzelnen Gemeinden. „Aber die Alt-Katholische Weltkirche kann mit dieser Vielfalt der Meinungen zurechtkommen, ein Dialog untereinander ist nach wie vor in Gang“, beschrieb Anja Goller, Generalvikarin und Priesterin der Alt-Katholischen Kirche Deutschlands, die Sachlage zur Frage des Frauenpriestertums. Sie war eine Referentin im Gespräch zum Thema Frauen und Ämter in der Kirche, zu dem der Pfarrgemeinderat der katholischen Pfarre St. Margareta, die ASG, die Initiative Maria 2.0 und die Bürgerstiftung Gerricus unter dem Titel „Grüß Gott, Frau Pfarrerin“ im Rahmen der Reihe „Katholische Kirche Dialog 2.0“ in den Stiftssaal von St. Margareta eingeladen hatte. Glänzend moderiert wurde der Abend von Pfarrer Dr. Wolfgang Reuter.
Eine Vielfalt von theologischen Ansichten und Argumenten in der Frage des Frauenpriestertum ist für die zweite Referentin des Abends, Dr. Margit Eckholt, Professorin für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Universität Osnabrück, unabdingbar auch für die Entwicklung der römisch-katholischen Kirche. Als langjährige ehemalige Vorsitzende der AGENDA – Forum katholischer Theologinnen, als Beraterin des Forums „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ des Synodalen Wegs und natürlich als engagierte und in der Kirche gefragte Wissenschaftlerin steht sie mitten in der Diskussion.
Die Positionen für ein Priesteramt der Frauen, für die Geschlechtergerechtigkeit sind seit Konzilszeiten vor allem in der feministischen Theologie dargelegt worden, so Eckholt. Fragen und Wünsche zum Priesteramt der Frau stoßen sich jedoch an der lehramtlichen Meinung, dass die Kirche keinerlei Vollmacht habe, Frauen die Priesterweihe zu spenden, so Papst Johannes Paul II. 1994 in seinem apostolischen Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“. Aber der Ausschluss der Frau, das Nichtbeachten theologischer Positionen müsse begründet werden, forderte Eckholt. Es gehe dabei auch um die Frage, ob nur der Priester als Mann in der Eucharistiefeier in der Person Christus handelt und ihn repräsentiere. In den letzten Jahren ist wieder ein kultisch-sacerdotales Amtsverständnis in den Vordergrund getreten, das den Volk-Gottes-Gedanken des Konzils und die Relationalität des Amtes zur Kirche unterlaufe. Mit dem Konzil sind damit und über die allen gemeinsame Taufberufung neue Wege einer sakramentalen Repräsentanz Jesu Christi eröffnet worden. Ähnlich ist auch die theologische Auffassung in der Alt-Katholischen Kirche, sagt Goller: „Nicht der Priester steht im Mittelpunkt der Eucharistie, sondern der Heilige Geist bewirkt die Wandlung von Brot und Wein.“
Allerdings hielten einige der Besucher im voll besetzten Stiftssaal solche theologischen Diskussionen für überholt und in der Gesellschaft nicht zu vermitteln, dort sei die Gleichberechtigung von Mann und Frau längst Realität. Die eigentliche Frage für Gläubige sei es, ob sie in der katholischen Kirche bleiben könnten oder angesichts des fehlenden Veränderungswillen gehen müssten. „Ich kann in der Kirche bleiben, wenn ich weiter gehen, Neues machen kann“, bekannte Eckholt. Es gebe nicht eine Theologie, sondern mehrere Theologien, die Weltkirche sei nichts anderes als die Summe der Vielfalt in den Ortskirchen. Eckholt hofft, dass die Dialoge beim „Synodalem Weg“, dem zweijährigem Debattenforum der katholischen Kirche Deutschlands, dies zeigen werden.
>Zum Nachhören: Die Audiomitschnitte des Abends finden Sie hier.
Text: Michael Brockerhoff
Fotos: Angelika Fröhling