Wohin geht die Kirche? Dass diese Frage vielen Katholiken unter den Nägeln brennt, zeigt das große Interesse an der Vortragsveranstaltung „Kirche, quo vadis?“, zu der rund 150 Besucher in den Stiftssaal von St. Margareta gekommen waren, um die unterschiedlichen Positionen von Maria Mesrian, Theologin und eine der Protagonistinnen der Bewegung Maria 2.0, und Benediktiner-Mönch Philip Meyer von der Abtei Maria Laach zu hören. Der Dialog war Auftakt der Reihe „Katholische Kirche – Dialog 2.0“, die organisiert wird von der Bürgerstiftung Gerricus, dem Pfarrgemeinderat St. Margareta, dem ASG-Bildungsforum und von Maria 2.0 Düsseldorf.
Unter der Moderation von LVR-Klinikseelsorger Dr. Wolfgang Reuter stellten zunächst die Referenten ihre Positionen vor, ehe es in eine lebhafte Diskussion ging. Sie hatten sehr unterschiedliche Standpunkte. Maria Mesrian, Mutter von fünf Kindern, engagiert sich für eine moderne Kirche, in der alle gleichberechtigt sind – gerade auch Frauen. Allein in einem fairen Dialog innerhalb der Kirche könnten Veränderungen erreicht werden, sagte sie in ihrem klaren, einprägsamen Statement. Und sie hatte die meisten Besucher auf ihrer Seite, waren doch viele Frauen anwesend, die sich ebenfalls bei Maria 2.0 engagieren.
Dagegen forderte Pater Philip Meyer die Anerkennung der überlieferten Lehren der Kirche. Er hatte keinen leichten Stand mit seinen Positionen, die er in einem brillanten Vortrag darlegte. Doch auch er übte Kritik, wenn auch nicht immer direkt, sondern elegant umschreibend. Während es für Mesrian selbstverständlich ist, Forderungen zu stellen, wie die Ordination von Frauen als Priester, die Abschaffung des Zölibats und Bischöfe nur für eine begrenzte Zeit einzusetzen, ist Meyer sehr viel zurückhaltender.
Zu den vielen Aspekten, die Maria Mesrian an diesem Abend ansprach, gehörte der Punkt, dass Homosexuelle in der katholischen Kirche keinen Segen gespendet bekämen. Dem stimmte Pater Philipp zu. „Wir dürfen Porsches und Katzen segnen – aber keine Homosexuellen“, erklärte er. „Aber es liegt nicht an mir, das zu ändern“, fügte er hinzu, ganz Mönch, der zu Gehorsam verpflichtet ist.
Doch es ging an diesem Abend um mehr als um zölibatär lebende Männer, die entscheiden. Es ging um die Struktur der katholischen Kirche. Es ging um Veränderung. Veränderung, für die nicht nur Maria 2.0 kämpft. Nur ansatzweise konnte über die Struktur der Kirche diskutiert werden. „Wir brennen für unsere Kirche, sonst wären wir längst gegangen“, sagte eine Zuhörerin, die auf die 200.000 Kirchenaustritte anspielte. „Kirche muss sich wandeln“, erklärte Mesrian, „wir möchten die Kirche mitgestalten, und die Frauen von Maria 2.0 sind kein Phänomen, das vorübergeht.“ Auch Pater Philipp hofft, dass sich in der Kirche etwas ändern wird, aber man könne sich Gott nicht zurechtzimmern nach einen Setzkastensystem.
Der Graben zwischen den beiden Referenten blieb, trotz mancher Annäherung. Ihre Positionen sorgten für viel Gesprächsstoff, auch bei Diskussionen nach der Veranstaltung.
Und die Diskussion geht weiter. Am Donnerstag, 6. Februar, um 19.30 Uhr wird die Vortragreihe fortgesetzt. Über „Was macht Macht in der Kirche“ sprechen dann im Stiftsaal von St. Margareta, Gerricusstraße 12 in Düsseldorf-Gerresheim Prof. Dr. Daniel Bogner (Universität Fribourg/Schweiz) und Generaloberin Edith-Maria Magar (Waldbreitbacher Franziskanerinnen). Die Moderation macht Maria Fischer vom Bund Katholischer Unternehmer (BKU).
Text: Birgit Wanninger
Fotos: Annette Schüller